Station 3 - Schmuckstück

03 Schmuckstück

Naturdenkmal Schlosspark

Wir befinden uns am Eingang in den historischen Schlosspark und folgen dem Rundweg, um versteckte Plätze, alte Bäume, Gewässer und die Geschichte von Kottingbrunn zu entdecken. 

Diese über 200 Jahre alten Platanen wurden zu einer Zeit gepflanzt, als der Park noch nicht für die Öffentlichkeit zugänglich war. Der Schlosspark präsentierte sich damals als ein gepflegter Landschaftsgarten mit Orangerie, Bachläufen, kunstvollen Beeten, ökonomischen Gärten und einem kleinen Tempel mit Ausblick über die damals noch unverbaute Landschaft. Der Zutritt war einzig auserwählten Besucherinnen und Besuchern über eine heute nicht mehr existierende Brücke zwischen Hauptschloss und Schlossgarten gestattet. Für die Ortsbevölkerung gab es von außen sichtbar nur Schlossparkmauern, hinter denen sich eine ihnen unbekannte Welt verbarg.

Historische Gärten sind ein Teil des kulturellen Erbes Europas. Die Gartenkunst als eine der ältesten Formen drückt unterschiedliche Kulturen und Lebensarten aus. In Europa existieren drei Hauptrichtungen der Gartenkunst, die auch der Schlosspark Kottingbrunn widerspiegelt: die Renaissance, das Barock und der romantische Landschaftspark-Stil.

In der Renaissance im 16. Jahrhundert waren die Gärten geprägt vom Streben nach Ordnung und Harmonie. Gärten und Parks waren meist von einer Mauer umschlossen, besondere Wichtigkeit galt der Symmetrie. Im 17. und 18. Jahrhundert entwickelte sich das Barock – hier standen das Haus, der Garten und das Umland miteinander in Beziehung. Große Straßen und Alleen reichten bis weit über die Felder hinaus. Der gestaltete Park beschränkte sich, mit Ausnahme der beiden Alleen, auf den von der Mauer umgebenen Teil. Die Bereiche außerhalb der Mauern blieben ungestaltet. Eine ideale Umsetzung nach den Gestaltungsprinzipien des Barocks war aufgrund der baulichen Zwänge nicht möglich – war doch das Schloss einst eine Wehrburg ohne Parkanlage. Somit wurden verschiedene Elemente des Barocks zwar übernommen und integriert, jedoch findet man kein typisches übergeordnetes Gesamtkonzept. Zu den Elementen zählen die Allee, das Boskett, der Pleasure Ground, die Orangerie sowie Brunnen und Fontänen.

Ab Beginn des 19. Jahrhunderts entstanden Landschaftsparks, diese spiegelten die geänderte Einstellung zu Natur und Mensch wider. Diese Änderungen erfolgten im Schlosspark nur in Teilbereichen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Typisch bei der Gartengestaltung war, sich mehr nach dem zu richten, was die Natur an Ausblicken zu bieten hatte. Um die Ausblicke zu betonen, wurden antike Tempel, Pagoden, künstliche Ruinen und Grotten in die Landschaft gesetzt. Aus dieser Zeit stammen voraussichtlich der Tempel, der Wasserlauf sowie einige mächtige Solitärbäume, wie zum Beispiel die Blutbuche, die Doppelplatanen und die Platanen im Parkwald.

Seit der Blütezeit der Rennbahn wurden im Schlosspark Kottingbrunn nur selten Pflegemaßnahmen durchgeführt. Dies ist auch der Grund, weshalb die ursprüngliche Gartenanlage heute nur noch erahnt werden kann. Nach Kriegsende wurde der Schlosspark mehr und mehr sich selbst überlassen. So entstand ein wertvoller Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Aufgrund der Verwilderung und der historischen Gegebenheiten kommt der Parkanlage besondere Bedeutung zu. 1962 wurde der Schlosspark aufgrund der Bemühungen der Marktgemeinde Kottingbrunn zum geschützten Landschaftsteil und 1985 zum Naturdenkmal erklärt. Es besteht dadurch ein generelles gestalterisches Eingriffsverbot. Eingriffe, die dem Schutzzweck nicht zuwiderlaufen, sind jedoch erlaubt. Aufgrund des weitestgehend verbauten Raums im Wiener Becken, ist die Bedeutung des Schlossparks für den Naturschutz enorm. Er ist Lebensraum für eine Vielzahl von Tieren und Pflanzen und dient dem Menschen als Naherholungsgebiet.

 

Pleasure Ground 

Normalerweise lag der Pleasure Ground direkt vor dem Schloss, (was durch die gegebene historische Anlage nicht möglich war - Wirtschaftshof in der Hauptachse), durch viele aufwändige Skulpturen verziert, oft durch ein Wasserbassin vom übrigen Garten abgetrennt. Man benutzte die Wiese südlich des Schlosses, im Zentrum der artesische Brunnen, sieben im Oval gesetzte Platanen umschlossen diesen und die Orangerie. Der Pleasure Ground ist ein gebäudenaher, gartenkünstlerisch besonders fein gestalteter Gartenabschnitt in Landschaftsparks englischen Stils. Er besteht aus einer in vielen Abstufungen ausgeschmückten Rasenfläche direkt am Haus. Diese Rasenfläche ist sehr pflegeintensiv, denn das Wunschbild war, den Rasen wie einen „samtenen Teppich“ erscheinen zu lassen. Zur Ausschmückung gehören einheimische und exotische Pflanzen, die als Blumenteppiche in verschiedenen, meist geometrischen Formen angelegt und geschmackvoll auf dem Rasen (meist in Wegenähe) verteilt wurden, runde oder ovale Blumenkörbe, sowie besondere Solitärsträucher und -bäume. Zudem Statuen, Wasserspiele, kleine Teiche oder Gartengebäude. Um den äußeren Teil des Pleasure Ground herum, teilweise auch durch ihn hindurch, führt ein geschlängeltes Wegesystem in einem mit sanften Hügeln, Strauch- und Baumgruppen geformten Gelände zu verschiedenen Blickpunkten. Diese werden durch das Abschreiten erlebbar und geben Aussichten auf Bauwerke und die umliegende Landschaft frei, die so als Kulisse mit einbezogen wird.


Entwicklung vom Barock- zum Landschaftspark 

Anders als in den französisch geprägten Barockgärten mit ihren großen geometrisch angelegten Blumenbeeten finden sich in den klassischen englischen Landschaftsgärten kaum Blühpflanzen. Ziel des Englischen Gartens war es, die bis dato vorhandene mathematische Strenge der exakt angelegten Beete und beschnittenen Hecken zu eliminieren und sich bei der Gartengestaltung mehr nach dem zu richten, was die Natur an Ausblicken zu bieten hat. In ihm sollte sich das Prinzip einer natürlichen Landschaft widerspiegeln, die durch unterschiedliche und abwechslungsreiche, malerische Eindrücke im Sinne des Ideals eines „begehbaren Landschaftsgemäldes“ dem Auge des Betrachters Vergnügen bereiten sollte. Um den Horizont zu akzentuieren, wurden antike Tempel, später auch chinesische Pagoden, künstliche Ruinen, Grotten und Einsiedeleien (Eremitagen) in die Landschaft eingestellt. Anstelle von geradlinigen Kanälen, runden Bassins und Kaskaden, die man im barocken Garten von den geometrisch exakt angelegten Wegen aus bewundern konnte, gab es im Englischen Garten sich abwechslungsreich durch die Landschaft schlängelnde Wege und Wasserläufe. Seit der Blütezeit der Rennbahn ist der Schlosspark Kottingbrunn nur selten gepflegt worden. Das ist auch der Grund, weshalb die ursprüngliche Gartenanlage zur Zeit nur erahnt werden kann. In den kommenden Jahren soll daran gearbeitet werden, die Strukturen wieder sichtbar zu machen. Ein Anfang wurde bereits gemacht, in dem der künstlich angelegte Wasserlauf durch einen Holzsteg sichtbar gemacht wurde.

Quelle: Gaubmann/Parkpflegewerk , Kottingbrunn von Einst ins Jetzt